Der „Biophilia-Effekt“
Der Begriff Biophilie (altgriech. bios „Leben“ und philia „Liebe“) verwendete Erich Fromm in seinem Buch „Die Seele des Menschen“ (1964) und bedeutet „Liebe zum Leben“ oder „Liebe zu Lebendigem“. Unabhängig von Fromm entwickelte der Soziobiologe Edward O. Wilson in seinem Buch „Biophilia“ (1984) die Biophilie-Hypothese.
Erich Fromm verwendet das Wort Biophilie, um eine psychologische Orientierung zu beschreiben, bei der man sich von allem Lebendem und Lebendigem angezogen fühlt. Wilson verwendet den Begriff im gleichen Sinne, wenn er vorschlägt, dass Biophilie „die Verbindungen beschreibt, die Menschen unbewusst mit dem Rest des Lebens suchen“. Er schlug die Möglichkeit vor, dass die tiefe Verbundenheit des Menschen mit anderen Lebensformen und der Natur als Ganzes in unserer Biologie verwurzelt ist. Im Gegensatz zu Phobien, die die Abneigungen und Ängste der Menschen gegenüber Dingen in ihrer Umwelt hervorrufen, ist die Biophilie die Anziehung zu positiven Gefühlen, zu Menschen, Organismen, Lebensräumen, Prozesse und Objekte in ihrer Umgebung. Aristoteles war einer von vielen, der ein Konzept vorlegte, das man als „Liebe zum Leben“ bezeichnen könnte. Aristoteles, der in den Begriff Philia eintaucht, ruft die Idee der Gegenseitigkeit hervor und sieht darin eine nutzbringende Freundschaft für beide Parteien. Und dies auf mehr als nur einer Ebene.
Der japanische Ausdruck „Shinrin Yoku“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Waldbaden“. Benutzt wird auch dieser Ausdruck, weil japanische Mediziner, nach Jahrzehnte langer Forschung nachweisen konnten, dass wer sich über längere Zeit in gewissen Naturräume aufhaltet und bewegt, dies eine heilende Wirkung auf Körper und Psyche hat.
Diese heilsame und beruhigende Wirkung auf den Menschen, entsteht unter anderem durch die von den Pflanzen eigenes entwickelte Kommunikationsmittel. Pflanzliche Waldgemeinschaften, zum Beispiel Bäume und Pilze, welche ihr Verhalten zum gegenseitigen Nutzen ausrichten, benutzen dazu Phytoncide und Terpene (ätherische Öle). Diese bioaktiven Substanzen wirken auch auf den menschlichen Organismus ausgleichend und harmonisierend.
Die natürlichen „Botenstoffe“, welche sich in der Luft verbreiten, steigern unter anderem die Produktion natürlicher Killerzellen in unserem roten Knochenmark, helfen bei belasteten Atemwegen und haben eine heilsame Wirkung auf das ganze Nerven- und Immunsystem. Nicht
zuletzt auch die Vielfalt an Formen, Farben und Geräuschen, sowie die Beschaffenheit des Waldbodens machen den Wald zu einem einmaligen Erlebnisort für Körper und Geist.